Über 25 Jahre ist Mathias Koch in der Altenpflege tätig. Unterschiedliche Arbeitgeber und Konzepte hat er erlebt. Zuletzt als Angestellter bei einer Leasingfirma. Während solch einem Einsatz im Kniesehaus erlebte er, wie viel Außergewöhnliches in diesem kleinen Wohn- und Seniorenheim steckt. Und blieb.
„Das Kniesehaus ist wirklich klein und persönlich. Andere schreiben Adjektive wie familiär in ihre Broschüren, hier ist es Realität. Das hat mich sehr angesprochen“, erinnert sich Mathias Koch an die Anfänge. Er ist staatlich anerkannte Pflegefachkraft und hat sich für einen Beruf entschieden, der ihm Sinn gibt. Denn der Mitvierziger wollte Menschen im Alltag begleiten. Erst bei seinem Arbeitgeber, dem Kniesehaus, hat er Werte und Ideale gefunden, die zu seinen eigenen ganz wunderbar passen.
Klar, hatte der Fachmann anfangs Berührungsängste. Schließlich hatte er es hier zum ersten Mal mit Menschen zu tun, die seheingeschränkt oder blind sind. Heute ist er stolz und sagt, es ist schon etwas ganz Besonderes, die Bewohnerinnen und Bewohner im Alltag zu begleiten und zu pflegen. Ein tiefes Vertrauen und miteinander Wohlfühlen auf beiden Seiten sind wohl die wichtigsten Grundvoraussetzungen dafür.
In der Zeit im Kniesehaus hat Mathias Koch viel durch und über die Seniorinnen und Senioren gelernt, was seine eigene Wahrnehmung geschärft hat. „Mit Blinden und Seheingeschränkten entsteht eine andere Nähe als in klassischen Pflegeeinrichtungen. Wir sind nicht nur Pfleger, sondern Vertraute und Verbündete. Das ist eine große Verantwortung und eine ganz besondere Erfahrung für mich.“
Der bewusste Umgang und die geschärften Sinne machen viele Augenblicke zu den schönen, den besonderen. Doch, so erklärt er, es gibt auch Momente, die verunsichern. Umso wichtiger ist es die Bewohnerinnen und Bewohner mit Feingefühl, Empathie und wertfrei zu begleiten.
Gleichzeitig ist es ein großes Anliegen im Kniesehaus, die Autonomie der Menschen zu erhalten, damit alle selbstbestimmt leben. „Schließlich ist unser Haus das Zuhause der Seniorinnen und Senioren. Hier sind wir Sehenden sozusagen die Gäste, sind helfende Hände und sehende Augen. Unterstützen und helfen da, wo es gewünscht ist und wir gebraucht werden. Wir beschäftigen uns vor allem mit dem, was noch geht und nicht mit dem, was nicht mehr möglich ist.“
Der Pfleger ergänzt: „Wenn wir von Wertschätzen sprechen, schätzen wir nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner wert, sondern all ihre Fähigkeiten, die noch da sind. Diese tollen Ressourcen fördern und unterstützen wir natürlich, um so lange wie möglich ihre Selbstständigkeit zu erhalten. Dafür bekommen wir viel Dankbarkeit zurück. Das ist die schönste Anerkennung für unser Tun und unseren herzlichen Umgang miteinander.“
Mathias Koch ist bereit für neue Aufgaben und hat eine Fortbildung zum Praxisanleiter abgeschlossen. Demnächst steht eine Auffrischung wichtiger Inhalte an. Die Qualifikation gibt ihm die Möglichkeit ein Stück Zukunftsarbeit zu leisten, denn er führt die Auszubildenden im Kniesehaus an ihre beruflichen Aufgaben heran und begleitet sie bei ihrer praktischen Ausbildung. Auch alle Praktikanten, die in den Pflegealltag hineinschnuppern, haben ihn als Mentor an seiner Seite.